>
To the Ghosts of the City
Year
***last edited 02 03 2021
Location
Works on Paper / Vienna AT
Exhibition
Linda Reif & Andreas Waldén / To the Ghosts of the City
Format
Exhibition Text
Dimensions
2,224 Characters Including Spaces
This week, each day has held most of the seasons. It's strange. Not desert strange, but more like airplane interior strange. Hot enough to make your hands sticky, then cold enough to make your wrists hurt. The wind is tangy, bitter, and smells old. The sun’s peeking out from behind its shadow as I’m writing this. The arm of a crane just swung through the frame of the window. It looked like it was pushing the clouds through the sky. Winter has stopped making sense.-----------------------------Linda makes big dick paintings with the sun. She waits for them to emerge after being baked in chemicals. Each surface is a new beginning and end. Each support a record of the sun's movement. Some quote tough guy brushwork from postwar New York. Some are monumentally small. Some are narrow and odd shaped. If you put them together, they become characters. Their singular gestures are narrative. Chapters move slowly, stubbornly. Her gallbladder was recently removed. She’s working her way through the photographic lab but has left the lens behind. I don't really understand how the exposure process works. She says it's difficult to predict.---------------------------Andreas uses lines to mark the time of a support. Color comes and goes, bridges space, and confuses chronology. Each surface is a new beginning and end. They’re descriptive in their touch and build their own past. Some of them look like siblings, fraternal twins even. Some of them don't. His lines are flat and bunch up into territories. They hover on the surface and shiver. Sometimes they tie space together. Sometimes they separate it and tease perspectival depth. He looks much younger with short hair. Some of his works open up to the architecture that surrounds them. Some are more stubborn and self-contained. I’d like to think his work is about the joy of finding and losing space. ---------------------------Linda and Andreas work in the same room. They share a bed, kitchen, and bathroom. They watch TV together and speak a foreign language in order to communicate. They adopt shapes and ideas about materiality, surface, and marks from one another, then give them back. The walls of this show are an edited recording of their conversations. It's not chronological but tracks time.----------------------------------------
February, 2020 Wien
To the Ghosts of the City
*DE
Den Geistern der Stadt
Jeder Tag dieser Woche vereint alle Jahreszeiten in sich. Das ist seltsam. Nicht so seltsam wie die Wüste, eher wie das Innere eines Flugzeuges. Es ist so heiß, dass die Hände vom Schweiss kleben, dann so kalt, dass die Handgelenke schmerzen. Der Wind ist scharf, bitter und riecht alt. Die Sonne späht gerade hinter ihrem Schatten hervor, während ich dies schreibe. Der Arm eines Kranes fährt an meinem Fenster vorbei. Es sieht aus als würde er die Wolken über den Himmel schieben. Der Winter macht keinen Sinn mehr.---------------------Linda stellt “big dick paintings” mit Hilfe der Sonne her. Sie wartet bis sie erscheinen, nachdem sie mit Chemikalien bearbeitet wurden. Jede Oberfläche ist ein Neuanfang und eine Ende. Jedes Bild unterstützt die Dokumentation der Sonnenbahn. Manche sind Zitate der gestischen Malerei der “harten Jungs” im Nachkriegs-New York. Manche sind schmal und seltsam geformt. Zusammengestellt werden sie zu Persönlichkeiten, jede ihrer Gesten erzählerisch. Kapitel bewegen sich langsam und hartnäckig vorwärts. Ihre Gallenblase wurde erst vor kurzem entfernt. Sie experimentiert viel in der Dunkelkammer, braucht jedoch keine Kamera mehr. Ich verstehe den Belichtungsprozess nicht wirklich. Sie meint, es sei schwer diesen vorherzusagen.---------------------Andreas verwendet Linien, um die Zeitlichkeit des Trägermaterials zu markieren. Farbe kommt und geht, überbrückt Zwischenraum und bringt den zeitlichen Ablauf durcheinander. Jede Oberfläche ist ein Neuanfang und eine Ende. Sie sind ansprechend in ihrem Auftreten und erzählen ihre eigenen Geschichten. Manche sehen aus wie Geschwister. Manche tun das nicht. Seine Linien sind flach und bilden Grüppchen, die zu Gebieten werden. Sie schweben über der Oberfläche und zittern. Bisweilen verdichten sie den Raum, dann wiederum trennen sie ihn und wecken Neugier auf perspektivische Tiefe. Er sieht mit kurzem Haar viel jünger aus. Manche seiner Arbeiten öffnen sich zur sie umgebenden Architektur hin, andere sind stur und selbstbezogen. Ich möchte gerne glauben, dass es in seinen Arbeiten um die Freude am Finden und Verlieren von Raum geht.------------------------------------------Linda und Andreas arbeiten im selben Raum. Sie teilen Bett, Küche und Bad miteinander. Sie sehen gemeinsam fern und sprechen eine Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist, um miteinander zu kommunizieren. Sie übernehmen Formen und Gedanken über Materialität, Oberflächen und Markierungen voneinander und spielen sie wieder zurück. Die Wände in dieser Ausstellung zeigen die bearbeiteten Aufzeichnungen ihrer Gespräche. Diese sind nicht chronologisch, aber bilden die Zeit ab.
Februar 2020, Wien
Übersetzung Claudia Slanar